Ein neues Wir

Ein Gespräch mit Ballettdirektorin Xenia Wiest

Judith Lebiez: Was waren für Dich die Erkenntnisse der bisherigen Spielzeiten?

 

Xenia Wiest: In diesen drei Jahren habe ich festgestellt, dass das Schweriner Publikum alles andere als kühl ist, im Gegensatz zum Klischee über Menschen in Norddeutschland. Es heißt, das Publikum im Norden bräuchte etwas Zeit, um sich auf Neues einzustellen. Ich bin vom Gegenteil überzeugt. Von Beginn an wurde unsere Kunstform wunderbar angenommen. Mit den Stücken, die wir aufführen, mit den Themen, die angesprochen werden und mit den Künstler:innen, die ich nach Schwerin hole, können wir immer mehr Menschen für diese wunderbare Kunstform „Tanz“ begeistern. Ich staune, wenn ich an das erste Jahr zurückdenke, als wir die Einführung unserer Stücke vor einer Handvoll interessierter Zuschauer:innen durchführten, und es mit dem jetzigen Stand vergleiche. Immer mehr Zuschauer:innen hören gespannt unseren Einführungen zu und möchten erfahren, was eigentlich hinter den Kulissen passiert und wie die Zusammenarbeit mit den Choreograf:innen und den Tänzer:innen war. Das freut mich sehr. Wenn ich sehe, wie auch unsere Vorstellungen immer voller werden, glaube ich, dass wir auf einem guten Weg sind.

 

JL: Was möchtest Du in der Spielzeit 2024/ 2025 erreichen?

 

XW: Wir als Company streben nach Qualität und Exzellenz auf allen Ebenen, und das werden wir auch weiterhin verfolgen. Um herausragende Leistungen zu erzielen, bedarf es Arbeit, Leidenschaft und Hingabe. Es wäre mir in der nächsten Spielzeit wichtig, gemeinsam mit den Tänzer:innen der Company eine Kultur zu schaffen, in welcher man als „Wir“ interagiert und nicht nur als individuelle:r einzelne:r Künstler:in. Weiterhin ist es mein Bestreben, internationale Choreograf:innen nach Schwerin zu bringen. Für unsere Company stehen in der nächsten Spielzeit vier Galas an, die uns auf positive Weise fördern. Wiederum möchte ich unsere Arbeit auch außerhalb von Schwerin zeigen. Ich bin besonders stolz auf unsere Gastspiele zu Beginn der nächsten Spielzeit. In mehreren französischen und deutschen Städten werden wir Menschen mit unserer Produktion BACH past – present – future auf eine Reise um Johann Sebastian Bach mitnehmen und sie mit unserer Arbeit vertraut machen. In der kommenden Spielzeit möchte ich also noch mehr Menschen erreichen und dadurch unsere Sichtbarkeit erhöhen.

 

JL: Worauf freust Du Dich besonders nächste Spielzeit?

 

XW: Neben unseren Gastspielen mit BACH past – present – future, worauf ich mich definitiv sehr freue, wird das spartenübergreifende Projekt mit dem Musiktheater eine sehr spannende Erfahrung für mich sein. Vor zwei Jahren habe ich mit großem Vergnügen an der Staatsoper Hannover als Choreografin bei Nixon in China mitgearbeitet, einer Oper von John Adams, die von Daniel Kramer inszeniert wurde. Unser spartenübergreifendes Projekt wird für mich noch aufregender, da ich zum ersten Mal eine Oper inszenieren werde. Ich bin gespannt, was wir als Company zusammen mit den Solist:innen und dem Opernchor entwickeln. Der Schwerpunkt soll auf Tanz liegen: Mein Ziel ist es, eine Ballettoper zu kreieren. Ich freue mich sehr auf diese Herausforderung.

 

JL: Was verbindest Du mit dem Motto „Zeit zu lieben“?

 

XW: Das Erste, was mir dazu einfällt, ist die Liebe zum Beruf und der Respekt vor dem schwierigen Dienst eines:r Tänzers:in. „Zeit zu lieben“ bedeutet, sich Zeit zu nehmen und dabei nicht nur an sich zu denken, sondern auch an andere, an das generelle „Wir“. Es bedeutet für mich auch, dass wir das gemeinsame Ziel nicht aus den Augen verlieren, sondern uns eher darauf fokussieren. Am Mecklenburgischen Staatstheater teilen wir das Ziel, viele Menschen für das Theater zu begeistern und unsere Verantwortung gegenüber der Stadt und ihren Bürger:innen zu erfüllen. Es ist unser Anliegen, erstklassige Kunst auf die Bühne zu bringen und dies erfordert viel Zeit und Liebe zu dem, was man tut.

Premieren 2024/2025

Four Seasons Recomposed
Ballettabende von Craig Davidson, Xenia Wiest, Juanjo Arques und Jonathan dos Santos
Premiere 25. Oktober 2024, Großes Haus

 

Dido and Aeneas
Oper in drei Akten von Henry Purcell
Premiere 28. März 2025, Großes Haus

 

Schlossfestspiele Schwerin 2025
Ballettgala: Connexion #4
Xenia Wiest lädt die internationale
Ballettwelt nach Schwerin ein
Termine 15./16./17./18. Mai 2025, Großes Haus

 

Time to Love
Ballettabend mit zwei Kreationen
Premiere 27. Juni 2025, Kulturmühle Parchim, Theatersaal

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